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Durch die Natur zu einem schönen und einfachen Aquarium! (Das Refugium)

Wer sich in der Meerwasseraquaristik umschaut, der wird feststellen, dass ein schönes und pflegeleichtes Aquarium nur mit einer Menge Filtertechnik umsetzbar ist. Die meisten Probleme entstehen in einem Meerwasseraquarium durch überschüssige Nährstoffe oder in sehr sparsam besetzten Becken auch durch einen Mangel an Nährstoffen. Ein Mangel lässt sich sehr gut mit dem zuführen, von Nährstoffen ausgleichen oder durch Erhöhung des Futterintervalls oder wenn ausreichen Platz vorhanden ist, durch Aufstockung des Fischbesatzes.

Aber zu viel Nährstoffe im Becken? Was tun? Nun eine erste technische Unterstützung haben wir durch unseren Eiweißabschäumer und vielleicht noch einen Vließfilter, der aber sehr hohe Folgekosten erzeugt. Der Eiweißabschäumer entfernt das Protein und Schwebstoffe aus dem Wasser und somit die Vorstufen der Nährstoffe. Aber das war es auch schon um (im größeren Stil) Nährstoffe zu entfernen! Bleiben die Nährstoffe allerdings zu hoch, kann der Aquarianer nur auf teure Adsorber oder Kohlenstoffquellen zurückgreifen, die an gut durchströmten Stellen oder in einem Bypass System untergebracht werden müssen und Platz verbrauchen. Um kurzfristige Spitzen abzufangen, sicher eine gute Möglichkeit. Doch auf Dauer sehr kostspielig!

Und was, wenn es eine Alternative gibt, die kaum Zeit und Pflege in Anspruch nimmt und dazu noch Vorteile mitbringt? Wäre doch super! Tja die gibt es! Es heißt Algenrefugium! Ein Refugium ist ein kleines Zusatzbecken oder ein Teil des Filterbeckens mit einem langsamen Durchfluss, Algenbepflanzung, eventuell ein wenig Lebendgestein und Bodengrund und eine Beleuchtung.

Für ein Algenrefugium reicht schon eine Abteilung des Filterbeckens. Die Größe sollte ab ca. 10% des Hauptbeckens betragen. Aber auch kleinere Abteile haben ihre Vorteile im Gegensatz zu keinem Refugium.

Das Refugium arbeitet auf zwei Wege. Als Erstes bindet es überschüssige Nährstoffe und Metalle durch den Algenwuchs. Die Algen nehmen bei ihrem Wachstum Nährstoffe auf und speichern diese. Das ist schon ein Vorteil! Wachsen die Makroalgen im Refugium, wachsen keine Algen im Aquarium! Sie verhindern aber auch eine Nährstofflimitierung. Sinken die Werte zu weit ab, sterben Teile der Alge ab und geben die Nährstoffe wieder an das Wasser ab. Dazu sei aber gesagt, dass das System sich nicht selber stabilisiert! Es werden mehr Nährstoffe benötigt als abgegeben.

Gute Algenarten für ein Refugium sind z.B. Chaetomorpha (Drahtalgen) und Ulva lactuca (Meeressalat) Arten. Die weitverbreitete Drathalge (Chaetomorpha linum) ist nach unserer Meinung sehr gut geeignet, da sie im Gegensatz zu Ulva nicht die Ablaufgitter durch auftreiben verstopft.

Die Makroalgen der Gattung Caulerpa sollten nicht eingesetzt werden, da diese Gattung sich auch sexuell Vermehren kann. Die Alge hat die Angewohnheit erst ein rasantes Wachstum an den Tag zu legen, und dann plötzlich und ohne Vorankündigung sich zu zersetzen.  Hierbei wird das ganze Zellgewebe in Geschlechtszellen oder Keimzellen umgewandelt, und es verbleibt nur die leere Zellwand. Problematisch ist, dass schlagartig die gebundenen Nährstoffe an das Aquarium Wasser abgegeben wird.

Ist das Refugium dann nach einer Zeit dicht mit Algen bewachsen, wird ein Teil der Algen entnommen und die gebundenen Nährstoffe somit aus dem System entfernt. Die Nährstoffreduzierung durch das Refugium kann sehr gut über die Größe des Refugiums oder durch die Beleuchtungsstärke gesteuert werden. Es kann also auf die Bedürfnisse jeden Aquariums angepasst werden. Eine dimmbare oder stufenweise geschaltete LED Lampe ist hierfür perfekt geeignet. Ist die Nährstoffaufnahme zu hoch, reduziert man die stärke oder Dauer der Beleuchtung. Bei zu geringer Nährstoffaufnahme erhöht man diese Parameter.

Das Refugium hat aber noch einen zweiten sehr großen Vorteil. Es bietet einen vor Fressfeinden Geschützen Ort für Zooplankton in jeglicher Form. Hier können z.B. Copepoden wie Tisbe biminensis oder auch kleine Asseln der Gattung Munnidae (Munnid Isopods) sich ungestört vermehren und werden unregelmäßig in das Hauptbecken befördert wo sie schon gierig erwartet werden.

Als dritten Vorteil möchten wir noch die PH Wert Stabilisierung und die Produktion von Mineralstoffen nennen. Wenn das Refugium antizyklisch zu der Beleuchtung im Hauptbecken geschaltet wird, puffern die Algen den PH Wert. Die Algen erzeugen nachts, wenn sie beleuchtet werden durch Fotosynthese Sauerstoff und verbrauchen das anfallende CO2 aus dem Aquarium. Hierdurch werden PH wert Schwankungen abgepuffert, was den Tieren sehr zu Gute kommt.

Makroalgen produzieren zudem bei ihrem Stoffwechsel Mineralien, die wiederum an das Wasser abgegeben werden und dem System zugutekommt.

Das Algenrefugium ist also eine sehr natürliche Art, sein Eiweißabschäumer zu unterstützen oder sogar ganz zu ersetzen und gleichzeitig nach guter Einlaufzeit das Aquarium konstant mit kleinen mengen Zooplankton zu versorgen.

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